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Tatort Folge 1205: Flash

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Tatort Folge 1205: Flash 3 49

Erinnern und Vergessen – wie funktioniert das eigentlich? Ist es möglich, verloren gegangene Erinnerungen durch spezielle Methoden wieder wachzurufen? Mit diesen für einen Krimi eher ungewöhnlichen Fragen müssen sich die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in ihrem neuen Fall auseinandersetzen: Ein verurteilter Mörder ist nach über 30 Jahren rückfällig geworden, und der einzige brauchbare Zeuge, der einen Beitrag zur Aufklärung leisten könnte, ist an Demenz erkrankt. Mithilfe einer speziellen Therapie soll seiner Erinnerung auf die Sprünge geholfen werden. Batic und Leitmayr werden dabei selbst Teil eines kuriosen wissenschaftlichen Experiments.

Der Tatort mit dem Titel „Flash“, eine Produktion der Tellux Film im Auftrag des Bayerischen Rundfunks, ist am Sonntag, dem 19. Juni 2022 erstmals im TV zu sehen, und zwar um 20:15 Uhr im Ersten und anschließend in der ARD Mediathek. Wer sich besonders für die Funktionsweise des menschlichen Gehirns interessiert und wissen will, ob die im Tatort gezeigten Therapien realistisch sind, dem sei die begleitende Dokumentation „Tatort Gehirn: Wie funktioniert Erinnern und Vergessen?“ aus der Reihe „Gut zu wissen“ empfohlen, die am Samstag, 2. Juli 2022, um 19:00 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt wird und schon ab dem 19. Juni 2022 in der ARD Mediathek verfügbar ist.

Inhalt der Tatort-Folge „Flash“

München im Mai 1987: Die junge Psychologiestudentin Sandra Kühn verbringt einen Partyabend im angesagten Club „Flash“. Wenig später wird ihre grausam zugerichtete Leiche am Isarufer gefunden. Wegen Mordes verurteilt wurde damals der Automechaniker Alois Meininger, ein bis dahin unbescholtener Bürger, der jedoch krankhafte Fantasien gegenüber Frauen mit langen blonden Haaren pflegte – von ihm nur „Puppen“ genannt. Sandra Kühn wurde der Hinterkopf angezündet, ihre Haare wurden regelrecht abgefackelt.

Mehr als 30 Jahre später bereitet dieser alte Fall den Münchner Kriminalermittlern Ivo Batic und Franz Leitmayr schlaflose Nächte. Meininger wurde zu einer langen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt, doch die hat er nun abgesessen; vor kurzem ist er entlassen worden. Just in diesem Moment wird erneut eine Frauenleiche gefunden, die nach demselben Muster wie damals getötet wurde: Anna Letkow, ebenfalls eine Psychologiestudentin, auch ihre Haare wurden verbrannt. Alles deutet darauf hin, dass Meininger rückfällig geworden ist. Das Problem für die Kommissare: Wie sollen sie an ihn herankommen? Er scheint untergetaucht zu sein; niemand weiß, wo er sich aufhält. Und er ist ein freier Mann, kann theoretisch überall und nirgendwo sein.

Einen Menschen gibt es jedoch, der ihnen bei der Suche weiterhelfen könnte: Dr. Nobert Prinz, der ehemalige Therapeut Meiningers. Sechs Monate war er bei ihm in Therapie, bevor er den Mord an Sandra Kühn begangen hat. Prinz ist seinem Patienten damals sehr nahe gekommen, hat ihn sogar in sein Versteck begleitet, den „Bunker“. Dort könnte Meininger sich auch jetzt wieder aufhalten. Aber: Wo ist der „Bunker“? Das weiß keiner – außer Prinz, vielleicht.

Warum also besuchen Batic und Leitmayr nicht einfach Prinz, befragen ihn und schnappen sich mit seiner Hilfe den Täter? Weil die ganze Sache im Tatort „Flash“ einen gewaltigen Haken hat: Dr. Nobert Prinz, einst eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neuropsychologie, leidet an fortgeschrittener Demenz. Jeden Tag verblasst seine Erinnerung etwas mehr. Seine Tochter Nele kümmert sich hingebungsvoll um ihn, doch manchmal, in bestimmten Momenten, könnte sie verzweifeln am Zustand ihres Vaters: Mal behandelt er sie wie ein kleines Mädchen und will ihr verbieten, abends das Haus zu verlassen, dann verhält er sich selbst wie ein störrisches Kind und verweigert das Abendessen, manchmal erkennt er Nele nicht mehr als seine Tochter. Doch es gibt Hoffnung: Die beiden Neuropsychologen Prof. Ralph Vonderheiden und Dr. Laura Lechner erproben am Institut für Dementielle Erkrankungen gerade eine neue Behandlungsmethode für Demenzpatienten, die sogenannte Reminiszenztherapie: Mithilfe von „Erinnerungsräumen“ sollen verloren gegangene Erinnerungen an die Vergangenheit wiederbelebt werden. Die Erinnerungsräume sind nichts anderes als Kulissen, in denen eine dem Patienten vertraute Umgebung nachgebildet wird, beispielsweise der alte Wohnraum, der ehemalige Arbeitsplatz oder die Dorfkneipe. Wenn sich die Patienten in diesen Erinnerungsräumen bewegen, kann durch die Konfrontation mit der wohlbekannten Location die Erinnerung zurückkehren.

Darin liegt für Leitmayr und Batic im TV-Krimi „Flash“ die einzige Chance, ihren Fall zu lösen: Sie wenden sich an Prof. Vonderheiden und Dr. Lechner mit der Bitte, die Reminiszenztherapie auch bei Dr. Prinz anzuwenden: Im Institut soll seine alte Praxis als Erinnerungsraum wiederauferstehen, so, wie sie vor 30 Jahren eingerichtet war – in der Hoffnung, dass sich der Proband in diesem Setting seines besonderen Klienten Meininger erinnert und der Polizei wertvolle Hinweise auf seinen Aufenthaltsort geben kann. Dr. Lechner ist zunächst skeptisch, doch Prof.

Vonderheiden, der sich womöglich einen Prestigegewinn für sein Institut erhofft, willigt sofort ein. Auch Nele Prinz hält nicht viel davon, dass ihr Vater das „Versuchskaninchen“ für einen neuartigen Therapieansatz spielen soll, noch dazu unter kriminalistischen Vorzeichen. Überhaupt stand sie dem ganzen psychologischen Gehabe in ihrer Familie schon immer skeptisch gegenüber und flüchtete sich lieber in die Musik – Jazz, wohlgemerkt, denn die Klassik ist die Domäne ihres Vaters. Schließlich kann Franz Leitmayr sie mit seinem überwältigenden Charme doch noch von der Sinnhaftigkeit der Therapie überzeugen – wahrscheinlich aber ist Nele Prinz einfach nur froh, mal ein paar Stunden für sich allein zu haben, ohne sich ständig um ihren Vater kümmern zu müssen.
Gesagt, getan, es startet also ein neuropsychologisches Experiment mit einem absoluten Experten als Probanden – und mit zwei Kommissaren als Teilnehmern, die sich erst noch daran gewöhnen müssen, dass sie ihre Dienstmarke am Institutseingang zumindest innerlich abgeben müssen. Der „Geduldigere“ von ihnen sollte sich als Prinz’ „Betreuer“ zur Verfügung stellen, empfiehlt Prof. Vonderheiden. Da fällt die Wahl im BR-Tatort „Flash“ sehr schnell auf den – wenn auch etwas grob geschnitzten – Charmeur Leitmayr. Doch – wie gesagt – es ist nicht so einfach, den Kriminalisten von jetzt auf gleich abzulegen. Seine ersten Annäherungsversuche an den dementen Prinz ähneln noch sehr der klassischen Befragungs- und Verhörsituation auf dem Polizeirevier – so kommen sie hier nicht weiter. Auf Anraten des Professors versucht Leitmayr es mit einer etwas sanfteren, subtileren Fragetechnik, doch auch die führt nicht zum gewünschten Erfolg: Prinz bleibt weiter in seiner eigenen Welt gefangen.

Allmählich schwindet die Hoffnung bei den Kommissaren, noch verwertbare Informationen von Dr. Prinz zu erhalten. Überhaupt ist die Stimmung zunehmend gereizt, denn Institutschef Vonderheiden unterstellt den Ermittlern, nicht mit offenen Karten zu spielen und in Wahrheit auch Dr. Prinz zu verdächtigen. Tatsächlich kommt es Leitmayr und Batic merkwürdig vor, dass ein Therapeut eine derartig enge Beziehung zu seinem Patienten aufbaut und ihn sogar in sein geheimes Versteck begleitet. Außerdem kannte Dr. Prinz das damalige Mordopfer: Sandra Kühn war seine Studentin. Schließlich gibt es in der Reminszenztherapie doch noch lichte Momente, in denen es aus Prinz nur so heraussprudelt und er hellwach und bei glasklarem Verstand zu sein scheint. Oder spielt Prinz ihnen die Demenz etwa nur vor? Weiß er mehr, als er nach außen hin zeigt? Leitmayr entscheidet sich für eine ziemlich rabiate Methode, um etwas über Meiningers Verbleib zu erfahren. Der scheint sich in seinem „Bunker“ jedoch pudelwohl zu fühlen – und während alle anderen noch darüber rätseln, wo er wohl stecken könnte, macht Meininger sich ungehindert auf den Weg zu Prinz’ Anwesen und dessen Tochter …

ARD Trailer



Tatort-Kritik

Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Ein Tatort, den man eigentlich erst vom Ende her richtig versteht. Dieses ist tatsächlich ein genialer Kniff der Drehbuchautoren, der an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll. Leider kann das starke Finale die restlichen etwa 80 Minuten nicht ausgleichen, in denen dieser München-Tatort sich zäh wie Kaugummi in die Länge zieht. Vieles wirkt beziehungslos aneinandergereiht, erst ganz am Ende ergibt alles einen zusammenhängenden Sinn – doch das ist eindeutig zu spät. Ob das gezeigte Vorgehen der Polizei, die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern, die Therapieansätze realistisch sind, kann und soll hier nicht beurteilt werden. Als Grundlage für eine sehenswerte Krimihandlung taugt das Thema Demenz – so wie es hier dargestellt wird – jedenfalls nicht. Zu ermüdend ist es, den Kommissaren bei ihren zahlreichen Versuchen zuzusehen, dem Gedächtnis des greisen Dr. Prinz auf die Sprünge zu helfen – ungeachtet des starken Spiels von Peter Franke. Für diesen insgesamt überkonstruiert wirkenden Tatort, der wenig Spannung, aber viel Langeweile entfaltet, gehen diesmal nur zwei Sterne an die Isar.

Tatort-Besetzung

Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Dr. Norbert Prinz – Peter Franke
Nele Prinz, seine Tochter – Jenny Schily
Alois Meininger – Martin Leutgeb
Dr. Laura Lechner – Anna Grisebach
Prof. Ralph Vonderheiden – André Jung
Sandra Kühn – Patricia Ivanauskas
Ruby – Massiamy Diaby
Hannes Lechner – Kilian Klösters
Polizistin Ines – Eva Klosowski
u. v. a.

Tatort-Stab

Regie – Andreas Kleinert
Drehbuch – Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser
Bildgestaltung – Johann Feindt
2. Kamera – Alex Förderer
Musik – Daniel Michael Kaiser
Kostümbild – Mo Vorwerck
Szenenbild – Franziska Ganzer
Montage – Gudrun Steinbrück-Plenert
Ton – Uli Frank
Mischung – Jan Bloemeke
Casting – An Dorthe Braker
Maske – Stefan Niehues, Tatjana Gluska
Requisite – Annika Maas, Andy Wirth
Licht – Josef Wollinger
Aufnahmeleitung – Oliver Alber, Götz Vierkant
Produktionsleitung – Oliver Ratzer
Herstellungsleitung – Alecsander Faroga, Melanie Bührdel (BR), Stefanie von Lerchenfeld (BR)
Produktion – Martin Choroba, Ferdinand Freising
Redaktion – Cornelius Conrad

Bilder-Galerie zum Krimi aus München

Der Beitrag Tatort Folge 1205: Flash erschien zuerst auf Tatort Fans.


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